Salvador Dalí, ein (selbst ernanntes) Genie? Zwei Vorträge

Schon früh zeigte sich bei Salvador Felipe Jacinto Dalí i Domènech, wie er vollständig hieß, dass er etwas Besonderes sein wollte. Das Bedürfnis, Aufmerksamkeit zu erregen, begann sich schon auszuprägen, als er noch nicht zeichnete oder malte. Schon als Schüler verblüffte er seine Kameraden mit ungewöhnlichen Ideen, die zwar fern aller Realität waren, aber eine gewisse Magie ausübten. So ist es nicht verwunderlich, dass er diesen Charakterzug beibehielt, als er merkte, dass er mit Malerei und Zeichnung die Bewunderung seiner Mitmenschen auf sich ziehen konnte. Schon 1920 vertraute er seinem Tagebuch an, wie es mit ihm weitergehen werde: Nach dem Abitur werde er an der Kunstakademie in Madrid aufopferungsvoll und nur der Wahrheit verpflichtet arbeiten, dann ein Rom-Stipendium gewinnen und vier Jahre dort studieren. „Aus Rom zurück, werde ich ein Genie sein, und die Welt wird mich bewundern. Vielleicht werde ich verachtet und unverstanden sein, aber ich werde ein Genie, ein großes Genie sein, dessen bin ich mir sicher.“ Da war er gerade 16 Jahre alt.

Und er wurde tatsächlich einer der bekanntesten Maler des 20. Jahrhunderts, wohl auch deswegen, weil er sich 1929 der surrealistischen Bewegung anschloss, sie aber dann 1937 verließ und seinen ganz persönlichen, nahezu altmeisterlichen Stil fand, mit dem er die Inhalte seiner Träume und seines Unbewussten zum Ausdruck bringen konnte. Seine Themen kreisten um Rausch, halluzinatorische Zustände und Religion, um seine Ehefrau und Muse Gala. Er selbst definierte seine Vorgehensweise als „paranoisch-kritische Methode“ mit dem Ziel des „kritisch-präzisen Wahnsinns“, wo- bei er seine nicht nur stilistische Abkehr vom Surrealisten-Zirkel verstanden wissen wollte als eine „religiöse Renaissance auf der Basis eines progressiven Katholizismus“. 

Mit derartigen verquer erscheinenden Formulierungen und seiner offen gezeigten Sympathie für den Diktator Francisco Franco, mit seinem auch in bundesdeutsche Gazetten dokumentierten exzentrischen Lebensstil trug er selbst erheblich dazu bei, dass er menschlich wie künstlerisch - trotz allen augenscheinlichen auch materiellen Erfolges – äußerst umstritten blieb. Der Vortrag wird Mensch und Künstler kritisch beleuchten.  

Im ersten Vortrag wird seine Entwicklung bis in die Zeit des amerikanischen Exils behandelt.

(Dauer des ersten Vortrages: ca. 115 Min.)

 

Im zweiten Teil greife ich aus der Zeit nach der Rückkehr aus den USA bis zu seinem Lebensende thematische Schwerpunkte des Werkes aus den Gebieten der Religion, der Naturwissenschaften und der aktuellen politischen Fragen heraus. Dabei werde ich auch seine stilistischen Veränderungen bis hin zu den Anlehnungen an Pop Art und Op Art aufzeigen. Auch die zahlreichen "theoretischen Äußerungen" und Dalís Einfluss auf andere Künstler werden thematisiert. Zum Abschluss wird nach einem virtuellen Besuch im Gala-Salvador-Dalí-Museum in Figueras die Titelfrage beantwortet, ob Dalí ein Genie war oder sich nur selbst als solches geschickt verkaufte.

(Dauer des zweiten Vortrages: ca. 90 Min.)